Aitracher Narren lassens krachen

Aufgestiegen von der Hölle in den Himmel der Glückseligkeit Aitracher Narren lassen’s krachen

Das war ein kollektives Aufatmen. Nach zweijähriger, in der Corona-Hölle gefangenen Zwangspause, machten sich die Narren Landauf-Landab auf den himmlischen Weg zum Endspurt der lang ersehnten Narrensaison. In der Fasnetshochburg Aitrach konnten diesen Tausende Besucher beim traditionellen Narrensprung die Alemannische Fasnet feiern und genießen.

Getreu dem diesjährigen Motto “ Fasnetsgewimmel zwischen Hölle und Himmel” bewegte sich ein bunter Gaudiwurm durch die Illertalgemeinde und dies mit einer rekordverdächtigen Teilnehmerzahl von 77 teilnehmenden Gruppen, darunter über 35 Narrenzünfte und Vereine aus dem Oberschwäbischen Raum, mit dabei auch eine stattliche Anzahl von neun Gruppen aus dem benachbarten Bayern, darunter passend zum diesjährigen Motto: “Die himmlischen Teufel vom TV Memmingen, die Deifelhexa Memmingerberg. Auch einige Maskengruppen mussten sich keine Sorgen um passende Kostümierung machen: Darunter die Höllteufel Alttann, die Schussenteufel Meckenbeuren und die Schwaaze Deifel aus Haslach.

Optisch und Motto gerecht präsentierten sich auch die insgesamt fünfzehn! Fußgruppen, die seit vielen Jahren echte Hingucker bei den Aitracher Narrensprüngen sind und den Reiz einer echten, traditionellen Dorffasnet ausmachen. Himmel-Fegefeuer-Hölle verkörperten in fantasievollen Kostümen: Die Dancing Kids “Im Himmel ist die Hölle los”, der Förderverein der glückseligen Fasnet “Fegefeuer”, die FC Allstars “Knascht isch d’Hölle”, die Bannwaldnarren schickten “Sterne vom Himmel zur Aitracher Fasnet”und Gruber und Freunde pendelten zwischen “Himmel und Hölle”.

Fetzig und bunt ging es zu auf Aitrachs Hauptstraße. Dazu trugen nicht nur maskierte, bunte Hästräger mit ihren schaurig-schönen Gesichtslarven bei, auch die huldvollen Prinzenpaare mit ihren feschen Gardemädchen waren echte Hingucker, wie auch die schmissigen, stimmungsvollen Musikbeiträge der Fanfarenzüge, Guggenmusiken, Musikkapellen und Schalmeiengruppen, die zum Mitsingen, Mittanzen und Mitklatschen animierten. Da kam Stimmung auf, alle hatten ihren Spaß. Die Kleinen Besucher am Straßenrand wurden mit allerlei Leckereien belohnt und sammelten eifrig die diversen Süßigkeiten ein. Obacht geben mussten hingegen die Größeren, hier war Textfestigkeit gefordert, denn wenn sie nicht schnell genug mit dem Narrenruf antworteten, wurden zumeist junge Besucherinnen mit Konfetti oder Heu überschüttet, wurden entführt und landeten in den Drehkörben (Kretten) der “Daaschora Weibla” aus Tannheim oder den Dettinger Krettenmachern, wobei nach der Drehorgie erst mal wieder der Gleichgewichtssinn stabilisiert werden musste.

Kleine und große Masken- und Hästräger bauten kunstvolle Pyramiden auf, Gardemädchen boten Tanzeinlagen und Prinzenpaare mit Zunfträten winkten um die Wette. Aber nicht nur beim samstäglichen Narrensprung war großes Spektakel angesagt: Bereits am Vortag wurden die Schulkinder von den “garstigen” Lehrerinnen und Lehrern befreit, wie auch das Rathaus, das von den Narren im Sturm erobert wurde. Für Gemeindechef Thomas Kellenberger und seine Räte hieß es “Aus die Maus” inklusive Schlüsselübergabe an Zunftmeisterin Susa Lautenbacher und Prinzenpaar Selina & Jo. Anschließend bekamen die Mandatsträger in der Festhalle bei bunten Fasnetprogramm noch ihre Jahressünden aufgetischt.

 

Munter und Unterhaltsam ging es am traditionellen Zunftmeisterempfang am Samstagvormittag in der Festhalle zu. Hier trafen sich Gäste aus Politik sowie Vertreterinnen und Vertreter der teilnehmenden Zünfte zum gemütlichen Beisammensein. Dabei wurden Vertreter der Politik diesseits und jenseits der Iller, unter Ihnen Oberbürgermeister Manfred Schilder (Memmingen) und weitere Bürgermeister und Bürgermeisterinnen der Nachbargemeinden teilweise nicht nur gehörig “derbleckt”, vielmehr mussten sie auch einige knifflige Aufgaben mit- oder gegeneinander kreativ, kompetent und mit viel Geschick bewältigen. So musste Memmingens OB mit anderen Promis einen Gardetanz auf das Parkett legen und beim Ausfischen eine Fischerin unterstützen. Dafür erhielt er von der Zunftmeisterin als Belohnung einen Scheck der Narrenzunft über 100-Herzen-Stimmen für die Memminger OB-Wahl. All diese Wochenendtermine wurden von der Zunftmeisterin Susa Lautenbacher routiniert organisiert und souverän moderiert.

Allein der Zunftmeisterempfang war eine Mammutaufgabe für die Zunftmeisterin, galt es doch die zahlreichen Zunftdelegierten zu begrüßen und Geschenke und Orden zu verteilen und entgegen zu nehmen. Dafür gab es viel Anerkennung und Beifall. Beifallsstürme gab es auch zu ihrer Moderation von weiteren Höhepunkten für die Auftritte der heimischen Lumpenkapelle, der Teeniegarde, und last not least die Performance “Highway to Hell” vom Aitracher Gemeinderat mit BM Kellenberger. Das war ganz großes Kino.

Bilder von der Rekordfasnet in Aitrach: Viele Tausend Zuschauer beim Narrensprung mit 77 teilnehmenden Gruppen, darunter 15 Fußgruppen hatten ihren großen Auftritt in der Illertalgemeinde.

Text/Fotos Olaf Schulze

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